Überprüfung der Biestmilchversorgung

Ihr wisst ja, bei der Biestmilchversorgung von Kälbern gilt: möglichst viel, möglichst früh. Das bedeutet min. 4 Liter Kolostrum in den ersten 4 Lebensstunden. Biestmilch ist das erste Gemelk einer Kuh nach der Geburt, in ihr sind lebensnotwendige Antikörper, die das Kalb benötigt, da es ohne funktionierendes Immunsystem zur Welt kommt. Die Darmschranke lässt aber nur kurz nach der Geburt diese Immunglobuline durch.

Auf dem ersten Foto seht ihr ein junges Kalb der Rasse Schottisches Hochlandrind. Bei der Haltung von Mutterkühen müssen sich die Kälber selbst um ihre Biestmilch kümmern. Man kann aber rausfinden, ob die Kälber ausreichend mit Kolostrum versorgt wurden. Dazu wird dem Kalb eine Serumblutprobe entnommen. Das Kalb muss älter als 24 h, aber jünger als 10 Tage sein (ideal: 2/3 Lebenstag). Es darf nicht ausgetrocknet (Durchfall!) sein, das würde die Ergebnisse verfälschen, da das Blut dann „dicker“ ist und die Werte höher erscheinen.

Das abzentrifugierte Serum wird mit einem Refraktometer untersucht. Bei einem klinischen Refraktometer gibt es mehrere Skalen, ihr guckt nach „SP“, was für Serumprotein (also Gesamteiweiß) steht. Auf dem letzten Bild seht ihr das. Das Kalb hat 5 g/dl, was 50 g/l entspricht. Ziel ist allerdings mindestens 60 g/l. Die Kolostrumversorgung war also nicht ganz so gut.

Habt ihr ein Brix-Refraktometer, so könnt ihr das auch nutzen, dann ist das Ziel mindestens 9 %. Wenn ihr ein Refraktometer kauft, dann reicht ein uraltes (wie auf den Fotos) oder ein günstiges, gut wäre allerdings wenn man die Temperatur einstellen kann, da der Brechungsindex temperaturabhängig ist.

Auch in Milchkuhbetrieben, wo der Landwirt das Kalb mit Biestmilch versorgt, kann eine Überprüfung des Biestmilchmanagements sinnvoll sein, zum Beispiel wenn Kälberdurchfall ein Bestandsproblem ist. Dazu werden von min. 10 Kälbern Blutproben untersucht. Das muss nicht auf einmal passieren, es sind ja nicht unbedingt ausreichend Kälber dafür da. Sondern kann auch über Wochen passieren. Mindestens 8 von 10 Kälbern sollten über 60 g/l Gesamtprotein haben. Ansonsten ist das Kolostrummanagment schlecht oder die Biestmilchqualität unzureichend.

Kälber die nicht ausreichend mit Kolostrum versorgt sind bekommen häufiger Durchfall und andere Krankheiten, das oft so schlimm, dass sie sterben. Zudem geben sie in der ersten Laktation (wenn sie Milchkuh werden sollten) bis zu 1000 Liter weniger Milch.

Zur Therapie gibt es Kolostrale Immunglobuline als Medikament. Bessere wäre jedoch die Versorgung mit der Biestmilch der Mutter bzw. zumindest von einer Kuh aus dem selben Bestand. Aber dafür hat man nach der Geburt halt nicht viel Zeit. Daher ist gutes Biestmilchmanagement wichtig für Kuhbetriebe.