Trübes Auge: Linsentrübung beim Kalb

Auf dem Bild seht ihr ein trübes Auge beim Kalb, betroffen ist bei diesem Kalb nur eine Seite. Das andere Auge ist nicht trüb. Das ist gut, denn vollständig erblindete Rinder sind nicht transportfähig!

Was ist bei dem Auge trüb?

Ein Auge besteht grob betrachtet aus den Augenlidern mit Bindehäuten und dem Augapfel. Der Augapfel besteht aus einer Hornhaut mit Pupille, der weißen Augenhaut und im Augeninneren sitzt noch eine Linse. Auf den Fotos ist die Linse im Augeninneren trüb. Die Hornhaut (also die äußere Haut des Augapfels wo man durch in das Auge gucken kann) ist nicht trüb. Beim Kalb kann man zwischen einer angeborenen und einer erworbenen Linsentrübung unterscheiden.

Beim Menschen wird eine Linsentrübung Grauer Star genannt und tritt vor allem bei älteren Menschen auf. Der medizinische Fachbegriff ist Katarakt. Beim Rind sagt man dazu manchmal Kälberblindheit.

Angeborene Linsentrübung

Bei einer angeborenen Linsentrübung kommen die Kälber bereits mit trüben Linsen auf die Welt, es sind dann meistens beide Augen betroffen. Es kann sich dabei um einen Genfehler handeln, aber auch auf einen viralen Infekt des Muttertiers (zum Beispiel BVD) zurückzuführen sein. Das Auge bildet sich schon relativ früh, im ersten Drittel der Trächtigkeit. Im weiteren Verlauf wird diese Form der Linsentrübung meist nicht schlimmer, sondern bleibt gleich.

In der Schweiz wurde beobachtet, dass nach dem Aufstellen eines Mobilfunkmastes vermehrt Kälber mit Linsentrübung auf einem nahegelegenen Milchviehbetrieb geboren wurden (HÄSSIG et al. 2012).

Erworbene Linsentrübung

Die erworbene Linsentrübung ist meist ein Zufallsbefund beim Stalldurchgang. Selten ruft ein Landwirt deshalb an, die Rinder zeigen in der Regel ein ungestörtes Allgemeinbefinden. Meistens ist nur eine Seite betroffen und die Kälber können mit dem anderen Auge noch sehen.

Einer Linsentrübung kann eine Iridozyklitis, also eine Entzündung von Regenbogenhaut und Ziliarkörper, vorangehen. Diese wiederum kann durch eine Verletzung entstehen, pyämisch (Bakterien gelangen über die Blutbahn dahin) oder infolge einer viralen Allgemeininfektion (Rindergrippe!). Man erkennt es unter anderem an Augenausfluss und vermehrt gefüllten Episkleralgefäßen. Oft kneifen die Rinder das Auge zu. In der vorderen Augenkammer sammelt sich Eiter oder Fibrin. In diesem Stadium kann man es mit Schmerzmitteln und Antibiotika behandeln.

Wird das Rind allerdings mit trüber Linse und ansonsten keinerlei Symptomen vorgestellt, ist eine Behandlung nicht möglich und die Linse irreversibel trüb.

Literatur

Hässig, M., F. Jud & B. Spiess (2012): Vermehrtes Auftreten von nukleärer Katarakt beim Kalb nach Erstellung einer Mobilfunkbasisstation. – Schweizer Archiv für Tierheilkunde, 154(2), S. 82-86.